2. Geschichtlicher Hintergrund
Die Wurzeln der Einfachen Sprache liegen in der Plain Language Movement, die in den 1970er Jahren in den USA entstand. Ziel war es, komplizierte juristische und administrative Texte für die Allgemeinheit verständlich zu machen. In Deutschland gewann die Einfache Sprache ab den 2000er Jahren an Bedeutung, insbesondere durch die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention.
2. Behindertengleichstellungsgesetz (BGG)
Das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) in Deutschland wurde eingeführt, um die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen sicherzustellen. Das Gesetz zielt darauf ab, Benachteiligungen zu verhindern und Chancengleichheit zu schaffen. Es verpflichtet öffentliche Stellen, ihre Dienstleistungen barrierefrei anzubieten. Dazu zählen auch die Bereitstellung barrierefreier Websites und digitaler Inhalte.
3. Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0)
Die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0) legt verbindliche Standards für die Barrierefreiheit von Informationstechnik in Deutschland fest. Sie gilt für alle öffentlichen Stellen und verpflichtet zur Einhaltung der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1. Die BITV 2.0 fordert, dass Texte verständlich, leicht lesbar und für alle Nutzer zugänglich sind.
4. Europäische Richtlinie über digitale Barrierefreiheit (2016/2102)
Diese EU-Richtlinie verpflichtet die Mitgliedstaaten, sicherzustellen, dass die Websites und mobilen Anwendungen öffentlicher Stellen barrierefrei sind. Die Richtlinie verlangt regelmäßige Überprüfungen und Berichte über den Stand der Barrierefreiheit. Sie fördert die Einhaltung internationaler Standards wie der WCAG 2.1 und sorgt für einen harmonisierten Ansatz in Europa.
5. Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG)
Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) schützt Menschen vor Diskriminierung aufgrund von Behinderungen. Es gilt für Beschäftigung, Dienstleistungen und den Zugang zu Waren. Unternehmen und öffentliche Stellen müssen dafür sorgen, dass ihre Angebote niemanden aufgrund einer Behinderung benachteiligen. Das Gesetz verlangt von Arbeitgebern, angemessene Vorkehrungen für Menschen mit Behinderungen zu treffen.
6. Landesgleichstellungsgesetze
Viele Bundesländer in Deutschland haben eigene Gleichstellungsgesetze eingeführt, die die Rechte von Menschen mit Behinderungen stärken. Diese Gesetze ergänzen das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) auf Landesebene. Sie umfassen spezifische Regelungen zur Barrierefreiheit, einschließlich der Anpassung von Gebäuden, Dienstleistungen und Informationen.
7. Rehabilitation Act (Section 508, USA)
In den USA regelt Section 508 des Rehabilitation Act die Barrierefreiheit von Informationstechnologien für Bundesbehörden. Es verlangt, dass alle elektronischen und Informationstechnologien für Menschen mit Behinderungen zugänglich gemacht werden. Dies schließt Websites, Software, Dokumente und Multimedia-Inhalte ein. Unternehmen, die mit Bundesbehörden zusammenarbeiten, müssen ebenfalls die Anforderungen von Section 508 erfüllen.
8. Americans with Disabilities Act (ADA, USA)
Der Americans with Disabilities Act (ADA) ist ein weitreichendes Gesetz, das Diskriminierung aufgrund von Behinderungen verbietet. Es gilt für den öffentlichen und privaten Sektor und umfasst Arbeitsplätze, Dienstleistungen und den Zugang zu öffentlichen Einrichtungen. Der ADA verlangt, dass Websites und digitale Inhalte zugänglich sind, um gleiche Chancen für Menschen mit Behinderungen zu gewährleisten.
9. Accessibility for Ontarians with Disabilities Act (AODA, Kanada)
Der Accessibility for Ontarians with Disabilities Act (AODA) in Kanada verpflichtet Organisationen zur Einhaltung von Barrierefreiheitsstandards. Ziel ist es, bis 2025 ein barrierefreies Ontario zu schaffen. Das Gesetz umfasst Regelungen für den Zugang zu Informationen, den öffentlichen Raum und den Arbeitsplatz. Unternehmen müssen regelmäßig Berichte über ihre Barrierefreiheitsmaßnahmen einreichen.
10. Web Content Accessibility Guidelines (WCAG)
Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) sind internationale Richtlinien zur Barrierefreiheit von Webinhalten. Die WCAG 2.1 legt Standards fest, die Websites einhalten müssen, um für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen zugänglich zu sein. Die Richtlinien sind in vier Prinzipien unterteilt: Wahrnehmbarkeit, Bedienbarkeit, Verständlichkeit und Robustheit. Die Einhaltung der WCAG wird in vielen Ländern gesetzlich vorgeschrieben.
11. European Accessibility Act (EAA)
Der European Accessibility Act (EAA) setzt EU-weit verbindliche Standards für die Barrierefreiheit von Produkten und Dienstleistungen. Er betrifft digitale Inhalte, Software, Zahlungsterminals, Selbstbedienungsautomaten und mehr. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Produkte den Anforderungen des EAA entsprechen, um auf dem EU-Markt angeboten werden zu dürfen.
12. Digitale Barrierefreiheit im Bildungsbereich
Schulen, Hochschulen und Universitäten müssen sicherstellen, dass ihre digitalen Lernmaterialien barrierefrei sind. Dies umfasst Lehrvideos, Online-Kurse, Lernplattformen und digitale Dokumente. Die Einhaltung der Barrierefreiheitsstandards ist entscheidend, um gleiche Bildungschancen für alle Lernenden zu bieten. Viele Bildungseinrichtungen setzen auf spezielle Software und Tools, um Barrierefreiheit zu gewährleisten.
13. Digitale Barrierefreiheit im Gesundheitswesen
Im Gesundheitswesen ist der Zugang zu barrierefreien Informationen besonders wichtig. Websites von Krankenhäusern, Arztpraxen und Apotheken müssen so gestaltet sein, dass alle Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten, Informationen leicht finden und verstehen können. Dazu gehört auch die Bereitstellung von Dokumenten in alternativen Formaten, wie z.B. in leichter Sprache oder als Audio-Datei.
14. Barrierefreiheit und Künstliche Intelligenz (KI)
Künstliche Intelligenz (KI) kann helfen, die Barrierefreiheit zu verbessern. Beispiele sind automatische Bildbeschreibungen, Sprachsteuerung und Chatbots, die Texte in einfache Sprache umwandeln. Allerdings müssen KI-Systeme sorgfältig entwickelt werden, um Vorurteile zu vermeiden, die Menschen mit Behinderungen benachteiligen könnten.